Montag, 30. November 2020

Was ich so lese

 

November 2020 gekauft

Gelesen

       Hans-Peter Kunisch: Todtnauberg

       Richard Ford: Irische Passagiere.

       Michael-André Werner: Schwarzfahrer

Oktober 2020 gekauft

Gelesen

       Richard Ford: Irische Passagiere.

       Torben Lütjen: Amerika im kalten Bürgerkrieg

       Deniz Ohde: Streulicht

       Thomas Frank: Was ist mit Kansas los?

       Torben Lütjen: Amerika im kalten Bürgerkrieg

September 2020 gekauft

Gelesen

       Angela Drescher: Rummelplatz

       Annie Ernaux: Die Scham

 

       Christine Cazon: Von hier bis ans Meer

       Leon Werth: 33 Tage. Ein Bericht

       Henry Rousso: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1949-1944

       Raymond Queneau: Zazie in der Metro

       Tara Westover. Befreit

       Annie Ernaux: Die Scham

August 2020 gekauft

Gelesen

       Christine Cazon: Von hier bis ans Meer

       Janet Flanner: Paris, Germany

       Steffen Mau: Lütten Klein

Juli 2020 gekauft

Gelesen

       Martin Gross: Das letzte Jahr

       Raymond Queneau: Zazie in der Metro

       Janet Flanner: Paris, Germany

       Eugen Ruge: Metropol

       Lutz Seiler: Kruso

       Martin Gross: Das letzte Jahr

Juni 2020 gekauft

Gelesen

       Bernd Cailloux: Gutgeschriebene Verluste

       Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess

       Fang Fang: Wuhan Diary

       Peter Bialobrzeski: Wuhan Diary (Fotographs)

       Ernst Horst: Nur keine Sentimentalitäten!: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte

       Bernd Cailloux: Gutgeschriebene Verluste

       Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess

       Fang Fang: Wuhan Diary

       Peter Bialobrzeski: Wuhan Diary (Fotographs)

 

Mai 2020 gekauft

Gelesen

 

       Lisa Fittko: Mein Weg über die Pyrenäen

       Jackie Thomae: Brüder

       Eugen Ruge: Metro

April 2020 gekauft

Gelesen

       Cihan Acar: Hawaii

       Christine Cazon: Vollmond über der Cote D’Azur

       Jackie Thomae: Brüder

       Bov Bjerg: Serpentinen

       Cihan Acar: Hawaii

       Christine Cazon: Vollmond über der Cote D’Azur

März 2020 gekauft

Gelesen

       Katja Oskamp: Marzahn, mon amour: Geschichten einer Fußpflegerin

       Djuna Barnes: Paris, Joyce, Paris

       George Saunders: Fuchs 8

       Jeremias Thiel: Kein Pausenbrot, Keine Kindheit, Keine Chance.

       Eugen Ruge: Metropol

       Bov Bjerg: Serpentinen

       Katja Oskamp: Marzahn, mon amour: Geschichten einer Fußpflegerin

       Djuna Barnes: Paris, Joyce, Paris

       Johannes Groschupf: Berlin - Prepper

       George Saunders: Fuchs 8

       Jeremias Thiel: Kein Pausenbrot, Keine Kindheit, Keine Chance.

 

Februar 2020 gekauft

Gelesen

       Harald Jäner: Wolfszeit

       Steffen Mau: Lütten Klein

       Christian Baron: Ein Mann seiner Klasse

       Eva Kurowski: Gott schmiert keine Stullen

       Stewart O’Nan: Henry persönlich

       Christian Baron: Ein Mann seiner Klasse

       Eva Kurowski: Gott schmiert keine Stullen (abgebr.)

Januar 2020 gekauft

Gelesen

       Stewart O’Nan: Henry persönlich

       Emmanuel Carrère: Brief an eine Zoowärterin aus Calais

       Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success

       George Saunders: Fuchs 8

       Jonathan Raban: Bad Land

       Joan Didion: Woher ich kam

       Emmanuel Carrère: Brief an eine Zoowärterin aus Calais

       Joan Didion: Im Land Gottes

 

 

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Donnerstag, 5. November 2020

Gelesen: Christine Cazon: Von hier bis an Meer.


Christine Cazon: Von hier bis an Meer. Wie ich in Südfrankreich mein Glück suchte und mich selbst fand. Kiepenheuer & Witsch, 2020, 336 S.

Christine Cazon, geb. Dreher, wurde 1962 in Heidelberg geboren, wuchs in Südhessen auf und lebt seit 2005 in Frankreich, genauer gesagt in Cannes, dem Schauplatz ihrer bisher sieben Romane um Kommissar Duval. 2014 erschien ihr erster Roman Mörderische Côte d'Azur, in diesem Jahr ist ihr neuestes Buch Von hier bis ans Meer. Wie ich in Südfrankreich mein Glück suchte und mich selbst fand. bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Wenn man Christine Cazon googelt, findet man zwei Fotos, die fast alles über das Buch aussagen. Auf dem älteren blickt eine junge Frau den Betrachter mit distanziert-kontrolliertem Blick an, auf dem jüngeren eine Frau mit glücklich strahlendem Lächeln. Da scheint jemand nach Jahren des Zweifelns und Kämpfens sein Glück gefunden zu haben, nämlich in sich selbst. 

Aber das Buch beschreibt nicht nur diesen langen, schmerzlichen Weg zu sich selbst, zum Glück in Cannes, sondern es bietet dem Leser noch sehr viel mehr, was das macht das Buch  noch lesenswerter für mich macht. Es berichtet auch davon, wie sehr sich Einstellungen, Mentalitäten, Traditionen einer in Deutschland sozialisierten jungen Frau von denen einer Südfranzösin unterscheiden und welche Hindernisse überwunden werden müssen, um in der anderen Kultur und Gesellschaft Fuß zu fassen, die fremder wird, je mehr man sich ihr nähert. 

Frankreich, „das Land, in dem Essen und die Beschäftigung damit einen geradezu religiösen Stellenwert hat”, ist für die junge Frau ein Kulturschock. Ihre ersten Erfahrungen mit der französischen Lebensart beim Essen und Kochen sind zwiespältig. Ersteres praktiziert sie mit Leidenschaft, letzteres nur mit Widerwillen. Sie kann und will nicht kochen, sie kann und will nicht die Erwartungen der französischen Familienmitglieder erfüllen. 

Auch noch nach Jahren fällt es ihr schwer sich zu integrieren, denn vieles trennt sie von den Franzosen ihrer Umgebung: Ihre „deutsche“ Mentalität - Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Effizienz, Schwermut, Kontrollzwang - gerät immer wieder in Konflikt mit der französischen Mentalität, dem Familiensinn, der Kollektivität, dem laissez faire, dem Unorganisierten und Unperfekten.

Alles ist schwierig. Man macht es ihr auch nicht leicht und besteht allzu oft auf der Einstellung, „Wir sind hier in Frankreich, da macht man das so“. Sie muss sich anpassen und tut es, trotz innerer Widerstände - aber eine Differenz bleibt.

Beeindruckt hat mich die schonungslose Selbstanalyse der Autorin. Wie von außen betrachtet sie sich selbst, ihre Schwächen, ihre Zweifel und ihre Verzweiflung, und sie macht dabei nicht immer eine gute Figur. Aber sie beschönigt nichts.

Manches erscheint mir allerdings weniger individuell als typisch, etwa der Kampf mit dem Körper und die Unzufriedenheit mit der äußeren Erscheinung, die ihr Selbstbild über viele Jahre geprägt haben. Trifft das nicht auf viele moderne Frauen zu, oder irre ich mich?

Die neuen Fotos scheinen zu bestätigen, dass sie ihr Glück gefunden hat und sich nicht mehr "auf der dunklen und schweren Seite“ des Lebens sieht.

Christine Cazon hat ein bewegtes Leben hinter sich. Ob sie nun wirklich angekommen ist? Wer weiss? Panta rhei.

Ich wünsche dem Buch viele Leserinnen und Leser.

Eine Abschweifung:

Es ist ein großes Verdienst von Christine Cazon, die Unterschiede zwischen deutscher und französischer Kultur und Lebensart deutlich benannt und kritisch wie selbstkritisch dargestellt zu haben. Die von ihr immer wieder gehörte Aussage, „Wir sind hier in Frankreich, da macht man das so!“, ist wohl sinngemäß auch in Deutschland, den Niederlanden, in Österreich, Polen usw. zu hören. Das Bestehen auf dem Eigenen ist keine originär französische Einstellung. Und damit deutet sich ein weitreichendes europapolitisches Problem an. 

Wir zivilisierten und finanziell gut situierte Mitteleuropäer, sind es spätestens seit Schengen gewohnt, uns frei auf dem Kontinent bewegen zu können. Wir können frei reisen und wenn wir wollen, können wir sogar unseren Arbeits- und unseren Wohnort im gesamten Raum der Union frei wählen. Selbst mit dürftigen oder gänzlich fehlenden Sprachkenntnissen fühlen wir uns überall fast wie zu Hause. Wir „Babyboomer“ und unsere Kinder sind polyglott wie keine Generation vor uns, und darauf sind wir stolz .

Doch Christine Cazon zeigt uns, dass es nicht so einfach ist, wie es scheint. Es gibt enorme kulturelle Unterschiede zwischen den Nationen, die bei der Annäherung zutage treten und nur schwer zu überwinden sind.

Wie muss also ein Europa aussehen, das trotz aller politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und mentalen Unterschiede eine gemeinsame Identität entwickeln kann? Können wir uns in einem zusammenwachsenden Europa angesichts dieser Unterschiede wirklich akzeptieren? Ist ein Verstehen und Akzeptieren gegensätzlicher Stärken und Schwächen, Siege und Niederlagen, vielleicht sogar eine gemeinsame Geschichtsschreibung möglich? 

Andererseits frage ich mich, ob der Unterschied zwischen einem Deutschen und einem Franzosen wirklich so viel grösser ist als der zwischen einem Ch'ti und einem Südfranzosen oder zwischen einem Deutschschweizer und einem Italoschweizer? Könnte die Schweiz sogar ein Modell für ein integriertes Europa sein: ein Staat mit gemeinsamer Wirtschaftsordnung, Verfassung, Parlament und gewählter Regierung, aber mit starken föderalen Strukturen? Vielleicht liegt die Zukunft Europas darin, wie die Schweiz keine Nation zu sein, sondern ein "Projekt", das sich immer wieder neu behaupten muss. 


Wenn wir ein gemeinsames Europa wollen, müssen wir daran arbeiten. Dazu gehört, Unterschiede zu erkennen und anzuerkennen, um etwas Gemeinsames schaffen zu können.

Montag, 2. November 2020

Auch im Oktober spannende Tage mit Corona

Leben mit und an Corona 
oder: 
Das Leben steckt voller Überraschungen


In Darmstadt besteht nun Maskenpflicht in der gesamten Innenstadt

Der Hinweis der Stadtverwaltung auf diese Pflicht ist sehr unaufdringlich.

Freitag, 23.10.2020 Radio SWR 3 ca. 10:20:

Ein Bericht zur Vorgehensweise bei einem positiven Corona-Test endet mit dem Song „Another Brick in the Wall“. 
”We don’t need no education
We don’t need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teachers leave them kids alone.”
Ja, dann.

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin).

Am gleichen Tag meldet die Süddeutsche Zeitung:


„Jeder Zug besteht aus 16 Waggons mit insgesamt 32 Containern, die wiederum jeweils mit 490 Tonnen Pasta, 60 Tonnen Saucen und 40 Tonnen Pesto beladen sind.“ 

Dazu fällt mit ein populäres Lied ein:
Avanti popolo, bandiera rossa
Alla riscossa, alla riscossa
Avanti popolo, bandiera rossa
Alla riscossa, trionferà
Bandiera rossa la trionferà
Bandiera rossa la trionferà
Bandiera rossa la trionferà
Evviva il capitalismo e la cucina
Evviva il capitalismo e la cucina.
(Oder so ähnlich.)


Die Nutzlosigkeit der Corona-App-Warnung

In den letzten Tagen wurden mir nacheinander „3 Begegnung mit niedrigem Risiko“ angezeigt. „Sie hatten eine Begegnung mit einer später Corona-positiv getesteten Person.“ Aber alles harmlos, keine besonderen Verhaltensweisen nötig.
Die Nachricht erfolgte jeweils in der Nacht, so um 2 Uhr. 

Und, was fang ich jetzt damit an? Keine Ortsangabe, keine Zeitangabe, so dass ich mir vielleicht überlegen könnte, einen Ort (Café), einen Patz (Markt) oder ein Verkehrsmittel zu meiden. Was soll ich also damit?

Herbstlich 


Mit Punktlandung wieder zu Hause haben wir die letzten Tage im Oktober in unserem Lieblingshotel Peterle im sicheren Schwarzwald verbracht. Der Schwarzwald animierte Reiner im Reinen zum Reimen.
Herr, es ist Zeit, Der Urlaub war sehr schön.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
denn auf den Fluren ist der Virus los.
    
Wer jetzt ein Hotel sucht, findet keines mehr.
Wer jetzt zuhaus ist, wird es lange bleiben.
Wird wachen, grübeln, im Wohnzimmer unruhig wandern
Und ans Peterle denken, wenn die Infektionen steigen.


Hier die Zahlen aus meinem Wirkungskreis für den letzten Monat: