Freitag, 27. Januar 2023

Sonntag, 22. Januar 2023

Sanary - Hauptstadt der deutschen Literatur

 

Manfred Flügge: Das flüchtige Paradies. Deutsche Schriftsteller im Exil an der Côte d‘Azur. Aufbau Verlag, Berlin 2019.

Sanary, der kleine Ort an der C
ôte d’Azur und seine nähere Umgebung  waren zwischen 1933 und 1942 das flüchtige Paradies für mehr als 500 deutschsprachige Künstler und Schriftsteller jeglichen Geschlechts. Manfred Flügge widmet sich seit Jahren dieser Geschichte.

Die ersten Kapitel des Buches geben einen kurzen Abriss der Geschichte Sanarys und skizzieren die Aufenthalte berühmter Schriftsteller und Künstler, die sich bereits vor den 1930er Jahren in der Region aufhielten. Sie kamen vor allem aus England und den USA (der Wechselkurs zum Dollar!) und machten aus dem Winter- einen Sommer-hot-spot. Zu ihnen gehörten William Somerset Maugham, Katherine Mansfield, D.H. Lawrence und nicht zuletzt Aldous Huxley, der sich bereits 1930 in Sanary-sur-Mer niederließ und hier seinen Welterfolg "Schöne neue Welt" vollendete.


Auch deutschsprachige Vertreter der Künste wählten schon vor 1933 Sanary zum Ort der Muße und später zum Ort des Exils in der sogenannten "rosa Periode" bis 1939 und der "schwarzen Periode" bis 1942. Dazu gehörten die Maler Julius Meier-Graefe und Walter Bondy, deren wechselhaftes Schicksal uns der Autor nahe bringt. Unter den Schriftstellern waren die bekanntesten Vertreter Thomas Mann mit Familie, einschließlich der erwachsenen Kinder, sein Bruder Heinrich Mann mit Gattin, Bertolt Brecht, Lisa Fittko, René Schickele, Ernst Toller, Arnold Zweig, Franz Werfel mit Alma Mahler-Werfel, Alfred Kantorowicz und schließlich Lion und Marta Feuchtwanger. Der zeitweilige Gast Ludwig Marcuse schreibt in seinen Erinnerungen “Mein Zwanzigstes Jahrhundert “
“In dieser kleinen Bucht an einem ausrangierten Gleise des Weltgeistes, vergaß ich an den glücklichen Tagen, daß ich hier nicht geboren war” (S.181).
Einige wie Ludwig Marcuse und Bert Brecht kamen nur zu Besuch, andere lebten bis 1941 in dem ruhigen Ort an der Riviera. Viele große Werke der deutschen Exilliteratur sind hier entstanden: Thomas Manns Joseph in Ägypten, Klaus Manns Mephisto, Heinrich Manns Henri Quatre und Lion Feuchtwangers Geschwister Oppermann.

Auf die Jahre des rosa Exils bis 1938 folgten dann die schrecklichen Jahre des schwarzen Exils bis 1942, als schließlich alle Deutschen, egal welcher Gesinnung und politischen Richtung, von Deportation und Abschiebung nach Deutschland bedroht waren und die Nazigegner nur durch die Flucht nach Übersee einem ungewissen Schicksal oder dem sicheren Tod entgehen konnten. Anna Seghers hat in ihrem Roman “Transit” die Mühen und Leiden der Exilanten im Wartestand exemplarisch und erschütternd dargestellt.

Eine Gedenktafel in Sanary, der Hauptstadt der deutschen Literatur (L.Marcuse)  erinnert an die deutschsprachigen Künstler im Exil.


Informativ und spannend schildert der Autor die Geschichte der Exilanten, ihre Beziehungen und Affären, Freuden und Nöte. Flügge vergisst auch nicht, in einem längeren Kapitel den amerikanischen Journalisten Varian Fry, den “guten Engel von Marseille”, zu würdigen, der im Auftrag des amerikanischen Hilfsdienstes Emergency Rescue Committee (ERC) mehr als 2000 Menschen die Flucht aus dem besetzten Europa nach Übersee ermöglichte. 
Das letzte Kapitel behandelt etwas kursorisch das Schicksal von Ernst Toller, Wilhelm Herzog, Alfred Kantorowicz, Ernst Julius Gumbel u.a., hat aber das unbestreitbare Verdienst, auf diese Personen aufmerksam zu machen und sie in Erinnerung zu rufen. 


Alles in allem ein verdienstvolles, solide konzipiertes und verlegerisch seriös produziertes Buch mit Literatur- und Personenverzeichnis. Immer wieder wird deutlich, wie intensiv sich der Autor mit der Geschichte des Ortes und seiner Protagonisten auseinandergesetzt hat und über welch profundes Wissen er verfügt. 
Nur eine kleine Korrektur ist angebracht: Sybille Bedford (geb. von Schoenebeck) ist zwar in der Nähe von Freiburg aufgewachsen, kann aber nicht Nachbarin der von Ribbentrops gewesen sein (S. 77), denn diese lebten, wenn man Wikipedia glauben darf, seit 1904 in Metz und seit 1908 in Arosa. Beide Orte sind ziemlich weit von Bedfords damaligem Wohnort Feldkirch entfernt.

Der bereits erwähnte Ludwig Marcuse schrieb 1960 in seinen Erinnerungen “Die Geschichte der Entdeckung Sanarys ist noch nicht geschrieben worden”. Doch, möchte ich sagen, Manfred Flügge hat sie geschrieben.

Rezensionen 
keine in den großen Kulturmedien (!)

Ältere Ausgaben:

  • Wider Willen im Paradies. Deutsche Schriftsteller im Exil in Sanary-sur-Mer. Berlin 1996

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D948172770

Inhaltsverzeichnis: https://d-nb.info/948172770/04 

DER SPIEGEL Rezension

https://www.spiegel.de/reise/europa/sanary-sur-mer-paradies-wider-willen-a-376898.html 


  • Das flüchtige Paradies. Künstler an der Côte d'Azur. Berlin 2008


Der Autor bei Wikipedia.https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Fl%C3%BCgge 

Website: http://www.manfred-fluegge.de/ 


Zu den weiteren Folgen dieser Lektürereihe:
Einführung: Vier Bücher

Montag, 16. Januar 2023

ChatGPT - Der neueste heiße Scheiß?

Schreiben oder schreiben lassen, das ist hier die Frage
Login: https://chat.openai.com/auth/login   


Was, Sie haben noch nie von ChatGPT gehört? Lesen Sie keine Zeitung; schauen Sie keine Nachrichten? Leben Sie noch?
ChatGPT ist ein großer, von OpenAI trainierter Sprachmodell. Es wurde entwickelt, um natürliche Sprache und Schreiben zu verstehen und zu generieren und kann in Anwendungen wie Chatbots, Textgeneratoren und automatischen Schreibhilfen eingesetzt werden.
Dieser Text war die Antwort von ChatGPT auf die Aufgabe: “Schreibe eine kurze Definition, was chatgpt ist”!

Sie können sich natürlich ganz traditionell über ChatGPT informieren, zum Beispiel hier bei Wikipedia  oder bei einem Qualitätsmedium.

Software ChatGPT: Intelligent oder künstlich? 11.01.2023 22:41

https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1140155.html


Ich habe mehrere Tests durchgeführt, indem ich der Software einige Aufgaben gestellt habe. Zum Beispiel:
Schreibe einen Text zum deutschen Exil in Sanary-sur-Mer von 1933 bis 1941 
Antwort:
In den 1930er Jahren flohen viele deutsche Intellektuelle und Künstler vor dem Nationalsozialismus und suchten Zuflucht im südfranzösischen Sanary-sur-Mer. Zu ihnen gehörten Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger, Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht und Arnold Zweig, sowie der Philosoph Walter Benjamin.
Die Gruppe von Exilanten in Sanary bildete ein lebendiges intellektuelles Zentrum, in dem sie ihre Werke schrieben, diskutierten und ihre Ideen austauschten. Sie engagierten sich auch in der politischen Opposition gegen den Nationalsozialismus und unterstützten die Republik Spanien im Spanischen Bürgerkrieg.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele der Exilanten jedoch von den Nazis und der französischen Regierung unter Vichy-Regime verfolgt und deportiert. Einige, wie Walter Benjamin, entkamen nur knapp der Verhaftung und flüchteten weiter. Andere wie Lion Feuchtwanger und Thomas Mann gelang es jedoch, sich bis zum Ende des Krieges in Frankreich zu verstecken.
Insgesamt war das deutsche Exil in Sanary-sur-Mer ein wichtiger Teil der intellektuellen Geschichte des 20. Jahrhunderts und ein Symbol für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Diese Exilgemeinschaft hatte auch einen großen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der modernen deutschsprachigen Literatur.
Das liest sich doch ganz flott, oder? Könnte ich direkt als Einleitung für meine “Sanary-Serie” hier in meinem Blog benutzen. Schade, dass so viele sachliche Fehler in der Antwort enthalten sind:
Bertolt Brecht war nur mal kurz zu Besuch in Sanary - sicher ein eher lässlicher Fehler -, Walter Benjamin flüchtete aber nicht "weiter", sondern nahm sich am Tag nach seiner Flucht von Frankreich nach Spanien in Port Bou das Leben. Dass sich Feuchtwanger und Thomas Mann bis zum Ende des Krieges in Frankreich versteckt hielten, ist eine grobe Falschinformation, die nicht hätte passieren dürfen. Thomas Mann war bereits 1938 die Übersiedlung nach den USA gelungen und Lion Feuchtwanger 1941, wo sie auch bis Kriegsende blieben. Diese Infos hätte man leicht bei Wikipedia einholen können.
Kurz: ChatGPT ist ein wundervoller Blender.

Dennoch: Für einen sachkundigen Schreiber könnte ChatGPT ein unentbehrliches Hilfsmittel werden. Texte werden vorformuliert und die Arbeit des Auftraggebers besteht dann “nur noch” in der Prüfung auf sachliche Richtigkeit. (Und der Korrektur grober grammatikalischer Schnitzer ,wie im zuerst angeführten Beispiel.) Umgekehrt wiederum lassen sich von ChatGPT produzierte Texte oft leicht an trivialen Fehlern erkennen. (Mehr dazu im Artikel Wie man KI-generierte Texte erkennen kann, siehe unten)

Man kann mit dem Programm auch einen Dialog führen, um zum Beispiel einen Sachtext gehaltvoller zu machen. Ein Beispiel, ausgehend von meiner Anfrage zu Sanary, habe ich hier gespeichert (Klick). 

Andere interessante Anwendungen wurden ebenfalls schon gefunden. Lehrer können mit dem Programm Tests produzieren oder Lückentests mit Lösungen ausarbeiten lassen, wie der Kollege Jan-Martin Klinge (Link siehe unten) anschaulich zeigt.                                             
Kurz und gut: Ein neuer heißer Scheiß wurde in die Welt gesetzt, wie vor 30 Jahren die Erfindung von HTML als universeller Sprache im Internet oder vor ca. 50 Jahren die Einführung des elektronischen Taschenrechners in Universitäten und Schulen.
Auf geht`s!


Weiterführendes


KI, schreib meine Thesis! Welchen Einfluss ChatGPT auf die Bildung haben könnte

Experten fürchten den massenhaften Einsatz von ChatGPT in Schulen und Unis. Das Sprachmodell bietet aber auch Chancen für die Lehre.
(Mit einem sehr schönen Beispiel, wie man mit chatGPT einen Dialog führen kann!)

10 Möglichkeiten, die KI chatGPT in der Schule einzusetzen
Zum Beispiel Lückentexte, Quizze und Rechtschreibübungen
Beispiele  
Input: „Erstelle einen Lückentext für eine vierte Klasse, die den Unterschied zwischen dem antiken Griechenland und dem römischen Reich erläutert mit 5 Lücken.“
Input: „Schreibe mir einen Text (30 Worte lang) über Pythagoras mit 6 Rechtschreibfehlern. Führe die Fehler unten auf.“
Mehr dazu beim halbtagsblog von Jan-Martin Klinge
 
Weitere sinnvolle Einsatzmöglichkeiten hat Sascha Lobo skizziert:

Das Ende der irrelevanten künstlichen Intelligenz
Eine Kolumne von ChatGPT und Sascha Lobo 

Manchmal gibt es Probleme mit der KI, zum Beispiel hier und vor allem dort:

Und nicht zuletzt: Wie man KI-generierte Texte erkennen kann; kurioserweise vielleicht so:

Fehler eher menschlich, perfekter Text von der KI

Doch in Wirklichkeit sind von Menschen geschriebene Texte eher voller Tippfehler bei gleichzeitig hoher Variabilität. Sie enthalten oft verschiedene Stile und Slangbegriffe. "Sprachmodelle generieren hingegen sehr, sehr selten Tippfehler. Sie sind viel besser darin, perfekte Texte zu generieren", sagt Ippolito. Und: "Ein Tippfehler im Text ist eigentlich ein sehr guter Indikator dafür, dass er von Menschen geschrieben wurde."
Ist also ChatGPT der neueste heiße Scheiß? Ja - und er wird uns noch lange beschäftigen.


Und ein aktueller Nachtrag

Auch "DER SPIEGEL" hat sich, wie immer kritisch, mit dem Thema beschäftigt.


Gelangweilt? ChatGPT? Ich hätte schwören können, es ist ein Text der Autorin!



"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" - Sponsoring 2023

 
„Weiße Wände sind eine Zumutung“
VON BIRGIT OCHS-AKTUALISIERT AM 10.01.2023-12:01
Farbberaterin Juliana von Gatterburg spricht im Interview über den Hang der Deutschen zur Farblosigkeit, warum zarte Nuancen den Unterschied machen und wie wir den passenden Ton finden.

Im Anhang heißt es:
Juliana von Gatterburg kam über ihre Stelle bei einem Inneneinrichter zur Farbe. In Düsseldorf leitete sie den Showroom von Farrow & Ball, bevor sie als Farbberaterin zu Caparol Icons wechselte.

Hätte die Überschrift nicht lauten müssen:
„Weiße Wände sind eine Zumutung für Caparol“?



Freitag, 13. Januar 2023

Hôtel Provençal. Eine Geschichte der Côte d'Azur

Lutz Hachmeister: Hôtel Provençal. Eine Geschichte der Côte d'Azur
C. Bertelsmann Verlag, München 2021

Das Buch ist unverkennbar von einem Liebhaber der Côte d’Azur geschrieben worden, der die Küste und vor allem den einst mondänen Ort Juan-les-Pins sehr gut kennt und im Plauderton viel über die prominenten Besucher und saisonalen Bewohner der letzten einhundert Jahre berichten kann. 

Eine Hotelgeschichte ist das nur am Rande, dazwischen gibt es viele Geschichten und Geschichtchen zum Leben der europäischen und amerikanischen kulturellen High Snobiety am Mittelmeer in den ersten sechs Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Viele Autoren tauchen auf, die heute noch zum Kanon der Moderne gehören: Hemingway und die Fitzgeralds, die Geschwister Klaus und Erika Mann, Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre, aber auch Marlene Dietrich und viele andere.

Die eigentliche Geschichte des Hotels, sein Aufstieg in den frühen zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum mondänen Treffpunkt am Mittelmeer bis zum Abstieg zur Investorenruine im heutigen Zentrum von Juan-les Pins, wird lediglich in wenigen Kapiteln behandelt. Es gibt aber ein längeres Kapitel zum "Vater" des Hotels Provençal und, wenn man so will, Erfinder des gehobenen Sommer-Tourismus an der Côte d’ Azur rund um Antibes: Frank Jay Gould, einem amerikanischen Multimillionär, und seiner Frau Florence. Ihr wird nahezu ein ganzes Kapitel gewidmet, betrieb sie doch in den dreißiger und vierziger Jahren in Paris einen legendären literarisch-künstlerischen Salon. In diesem Salon hatte während der deutschen Besatzung auch Ernst Jünger Zugang und, so wird angedeutet, eine durchaus enge Beziehung zur Hausherrin.
.


Eine Geschichte der Côte d’Azur, wie der Untertitel andeutet, ist es aber auch nicht. Es geht fast ausnahmslos um das gesellschaftliche Leben in und um Juan-le-Pins und um den Auf- und Abstieg des kleinen Strandbades von Antibes. Alle anderen Orte, die vom Autor einleitend in einem Zitat von Patricia Highsmith angeführt werden - Toulon, Frejus, Saint-Raphael, Cannes, Nizza, Menton, San Remo - spielen nahezu keine Rolle. Bezeichnenderweise fehlt in dieser Aufzählung ausgerechnet der Ort, der im Mittelpunkt des Buches steht, Juan-les-Pins.

Mit der Einschränkung, dass der Titel etwas großspurig daher kommt, ist das ein unterhaltsames und amüsant zu lesendes Buch zum einstigen Leben in und um Juan-les-Pins mit Schwerpunkt in den Zwanzigern und Dreißigern des vorigen Jahrhunderts. Es enthält interessante Exkurse zu den Protagonisten mit weiterführenden und vertiefenden Anmerkungen im Anhang und ausgestattet mit sehr vielen Fotos. Die Herkunft des Buches aus Recherchen zu einem Dokumentarfilm des Autors scheint mir unverkennbar. 

Aber hier liegt auch eine gewisse Crux des Buches:

Ein Personenverzeichnis wäre bei der Fülle an prominenten Namen sicher hilfreich gewesen, schien dem Verlag aber wohl zu aufwendig gewesen zu sein. Das angefügte Literaturverzeichnis kann nicht verleugnen, dass wohl alles aufgenommen wurde, was bei den Verfassern und Rechercheuren zu Hause im Regal stand oder im weitesten Sinne etwas zum Thema beitragen konnte. So wird eine nahezu komplette Liste der Romane von F. Scott Fitzgerald angeführt, wobei nur einer wirklich an der Côte d’Azur spielt. Gleiches gilt für Patrick Modiano. Ich habe starke Zweifel, ob die gelistete Literatur wirklich gelesen wurde. Es werden  z.B. Titel in den französischen Ausgaben gelistet, die es schon länger auf deutsch gibt (Irène Némirovsky) bis zur Kuriosität, dass eine Studie eines deutschen Historikers - Eberhard Jäckel -  in der französischen Ausgabe verzeichnet wird. Das in der Liste angeführte Buch von Manfred Flügge ist die Ausgabe von 1996, mittlerweile gibt es zwei überarbeitete Ausgaben von 2008 und 2019. Es bleibt das Geheimnis der Verfasser, weshalb ein Roman der deutschen Autorin Christine Cazon aufgenommen wurde, nur weil er Cannes und eine seiner Vorinseln zum Schauplatz hat. Mit größerem Recht hätte er die James-Bond-Filme aufnehmen können, von denen einige an der Südküste Frankreichs spielen. Umgekehrt wundere ich mich, warum Françoise Sagan nur in einem Nebensatz erwähnt wird (S.183), hat ihr Roman Bonjour tristesse von 1956 sicher nicht unwesentlich zur Nachkriegsrenaissance von Juan-les-Pins als hotspot der Jeunesse dorée beigetragen. Und was hat das Buch von Hans Hass, Erinnerungen und Abenteuer aus dem Jahr 2004 eigentlich mit dem Thema zu tun? Ungeklärt. Wie gesagt: Ein buntes Sammelsurium. Eine wirkliche Hilfe zur Vertiefung des Themas ist es nicht und als Ausweis intellektueller Redlichkeit, seine Quellen anzugeben, kann das nur eingeschränkt gelten.

Bei der Textgestaltung finden sich ebenfalls Ungereimtheiten: Mal werden Zitate direkt ausgewiesen, mal wird auf die Literaturliste verwiesen, manchmal fehlt die Angabe einer Quelle. Die Zitate aus Ernst Jüngers Tagebüchern werden zwar mit Datum angegeben, im Literaturverzeichnis fehlen aber - mit einer Ausnahme - die betreffenden Bücher. Dass Zitate manchmal hervorgehoben werden und ein andermal nicht, ohne dass man ein System erkennen könnte, scheint mittlerweile Unsitte auch bei anderen Verlagen geworden zu sein.

Aber wie schon gesagt. Insgesamt ist das ein unterhaltsames Buch, trotz der  vermeidbaren Mängel in der verlegerischen Arbeit.

Rezensionen
Gesammelt bei 
und beim 


Einzelrezension:
Buch über die Côte d’Azur. Ein Sandstrand wird zur Weltmarke
Von HELMUT MAYER

Zu den weiteren Folgen dieser Lektürereihe:
Einführung: Vier Bücher

 

Samstag, 7. Januar 2023

Geschichte und Geschichten von der Côte d’Azur: Vier Bücher von Aficionados

Sanary-sur-Mer

Wer sich in einen Ort verliebt hat, verliebt sich auch in seine Geschichte und Geschichten. Lutz Hachmeister hat sich in Juan-les-Pins verliebt, Manfred Flügge in Sanary. Ihre Geschichten habe ich mit Interesse gelesen und meinen Eindruck hier festgehalten: (Die Links dazu werden peu à peu nachgetragen!)

Lutz Hachmeister: Hôtel Provençal. Eine Geschichte der Côte d'Azur. Bertelsmann Verlag, München 2021. 

Sanary-sur-Mer spielt eine ganz besondere Rolle in der Geschichte des deutschen literarischen Exils in der Zeit des Nationalsozialismus. Viele Geschichten und Informationen dazu findet man auch in dem Buch von 
In allen Büchern ist von Varian Fry die Rede, der von 1940 bis 1941 im Auftrag des amerikanischen Emergency Rescue Committee (ERC) Tausenden von deutschen oder österreichischen Juden und Nazigegnern die Ausreise aus dem besetzten Frankreich ermöglichte. Mit ihm beschäftigt sich Eveline Hasler. 
Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff: Der gefährliche Auftrag von Varian Fry. Taschenbuch, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 3. Auflage 2016.

Last but not least: Ein "Reiseführer", der schon in den dreißiger Jahren die Küste feierte.

Erika Mann; Klaus Mann; Julia Finkernagel (Herausgeber): Das Buch von der Riviera

Mit einem Vorwort von Julia Finkernagel, Einbandgestaltung von Clara Scheffler.
Büchergilde Gutenberg 2020.


Wer noch mehr wissen will:

Aufzeichnungen von Gisèle Räderscheidt, Ehefrau des Malers der Neuen Sachlichkeit Anton Räderscheidt, Online zugänglich gemacht: 

Eine Broschüre des Tourismusbüros von Sanary zum gleichen Thema kann man ebenfalls online einsehen:
 
Eine Übersicht über Literatur zum Thema Exil in Sanary:
 
Schriftsteller im Exil - Sanary-sur-Mer. 

Gedenkorte Europa 1939 - 1945

DER SPIEGEL vom 27.09.2005, 

Paris und Frankreich Blog
 

Sonntag, 1. Januar 2023

Bücher: Gekauft und gelesen 2022 und früher

Dezember 2022 erhalten/gekauft

Dezember 2022 gelesen

  • Pierre Bourdieu: ein soziologischer Selbstversuch
  • Ayad Akhtar: Homeland Elegien
  • Erika Mann und Klaus Mann: Das Buch von der Riviera
  • Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff. Der gefährliche Auftrag von Varian Fry. (Geschenk)

  • Thomas de Padova: Alles wird Zahl (Geschenk)
  • Honore de Balzac: Die Frau von dreißig Jahren
  • Erika Mann und Klaus Mann: Das Buch von der Riviera
  • Pierre Bourdieu: ein soziologischer Selbstversuch
  • Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff. Der gefährliche Auftrag von Varian Fry. (Geschenk)
  • Douglas Adams: Die letzten ihrer Art (Geschenk)

November 2022 erhalten/gekauft

November 2022 gelesen

  • Metz/Naguschewski: Französische Literatur der Gegenwart
  • Varian Fry: Auslieferung auf Verlangen
  • Irène Nemirovsky: Der Fall Kurilov (Bücherschrank)
  • Victor Hugo: Der Rhein (Geschenk)
  • Metz/Naguschewski: Französische Literatur der Gegenwart
  • John Updike: Der weite Weg zu zweit
  • Michel Houellebecq: Vernichten
  • Varian Fry: Auslieferung auf Verlangen

Oktober 2022 erhalten/gekauft

Oktober 2022 gelesen

  • Ludwig Marcuse: Mein zwanzigstes Jahrhundert
  • Irène Nemirovsky: Meistererzählungen (Bücherschrank)
  • Victor Hugo: Der Rhein (Geschenk)
  • Ludwig Marcuse: Mein zwanzigstes Jahrhundert
  • Irène Nemirovsky: Meistererzählungen
  • Christine Cazon: Endstation Côte d’Azur
  • Patrick Modiano: Hochzeitsreise

September 2022 erhalten/gekauft

September 2022 gelesen

  • Lutz Hachmeister: Hotel Provençal. Eine Geschichte der Côte d’Azur
  • Christine Cazon: Endstation Côte d’Azur
  • Douglas Adams: Die letzten ihrer Art (Geschenk)
  • Manfred Flügge: Das Flüchtige Paradies. Deutsche Schriftsteller im Exil an der Côte d’Azur (Geschenk)
  • Francoise Frenkel: Nichts, um sein Haupt zu betten
  • Christine Cazon: Stürmische Côte d’Azur (Geschenk)
  • Thomas de Padova: Alles wird Zahl (Geschenk)
  • Léon Werth: Als die Zeit stillstand: Tagebuch 1940-1944
  • Lutz Hachmeister: Hotel Provençal. Eine Geschichte der Côte d’Azur
  • Christine Cazon: Stürmische Côte d’Azur
  • Manfred Flügge: Das Flüchtige Paradies. Deutsche Schriftsteller im Exil an der Côte d’Azur (Geschenk)

August 2022 erhalten/gekauft

August 2022 gelesen

  • Nicolas Mathieu: Rose Royal
  • Léon Werth: Als die Zeit stillstand: Tagebuch 1940-1944
  • Yasmin Reza: Serge
  • Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich. Tagebuch 1940
  • Nicolas Mathieu: Rose Royal
  • Martin Suter: Der Koch (Bücherschrank)

Juli  2022 erhalten/gekauft

Juli 2022 gelesen

  • Iwan Turgenjew: Rauch
  • Magali Nieradka-Steiner: Exil unter Palmen
  • Christine Cazon: Verhängnisvolle Lügen an der Côte d’Azur
  • Sybille Bedford: Am liebsten nach Süden
  • Pierre Martin: Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
  • Yasmin Reza: Serge
  • Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich. Tagebuch 1940

Juni  2022 erhalten/gekauft

Juni 2022 gelesen

  • Sybille Bedford: Ein Vermächtnis
  • Manfred Flügge: Muse des Exils. Das Leben der Malerin Eva Herrmann
  • Paul McCartney: Lyrics
  • Hal Vaughan: Coco Chanel - Der schwarze Engel: Ein Leben als Nazi-Agentin
  • Sybille Bedford: Die Jagd auf einen Lebemann
  • J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen (Bücherschrank)
  • Caroline Fourest: Generation Beleidigt (BpB)
  • Sven Regener: Glitterschnitter
  • Manfred Flügge: Muse des Exils. Das Leben der Malerin Eva Herrmann
  • Paul McCartney: Lyrics

Mai 2022 erhalten/gekauft

Mai 2022 gelesen

  • Caroline Fourest: Generation Beleidigt (BpB)
  • Eva Demski: Den Koffer trag ich selber
  • Sven Regener: Glitterschnitter
  • J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen (Bücherschrank)

April 2022 erhalten/gekauft

April 2022 gelesen

  • Hsu An-Nie (Hrsg.) Von Wahrsagern und Technofrauen
  • Elizabeth Strout: Die Unvollkommenheit der Liebe
  • Theodor W. Adorno: Jargon der Eigentlichkeit

März 2022 erhalten/gekauft

März 2022 gelesen

  • Alain Badiou, Barbara Cassin: Heidegger. Der Nationalsozialismus, die Frauen, die Philosophie.
  • Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus
  • Stewart O’Nan: Ocean State
  • Florian Illies: Liebe in Zeiten des Hasses
  • Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus (auszugsweise)
  • Heidegger, Gertrud (Hrsg.): “Mein liebes Seelchen”
  • Alain Badiou, Barbara Cassin: Heidegger. Der Nationalsozialismus, die Frauen, die Philosophie.
  • Yasmina Reza: Eine Verzweiflung (Bücherschrank)

Februar 2022 erhalten/gekauft

Februar 2022 gelesen

  • Heidegger, Gertrud (Hrsg.): “Mein liebes Seelchen”
  • Yasmina Reza: Eine Verzweiflung (Bücherschrank)
  • Vicki Baum: Menschen im Hotel
  • Lutz Hachmeister: Heideggers Testament
  • Joyce Carol Oates: Sexy

Januar 2022 erhalten / gekauft

Januar 2022 gelesen

  • Hans Werner Richter: Spuren im Sand
  • Lutz Hachmeister: Heideggers Testament
  • Michel Houellebecq: Vernichten
  • Vicki Baum: Menschen im Hotel (Bücherschrank)
  • Joyce Carol Oates: Sexy (Leihgabe)

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