Der Müll, die Stadt und der Virus
Der Monat begann verhalten und wurde immer besser, so dass am 9. Juni die Maskenpflicht für die Darmstädter Innenstadt aufgehoben wurde.
Die ersten Cafés öffneten wieder und das Warten hatte ein Ende:
Überhaupt war der Monat auch deshalb positiv, weil Sabine und ich die 2. Impfung verabreicht bekamen. Wir konnten deshalb zum Ende des Monats Mai wieder in den Schwarzwald, ins Peterle fahren. Bereits Ende Januar hatten wir den Aufenthalt gebucht und fest darauf vertraut, dass die Pandemie uns nicht ins Gehege kommt. Treffer!
Zum Hochschwarzwald i.e. Südschwarzwald und zum Peterle gibt es viel zu berichten. Hier einige Auszüge.
Mit 12 Jahren war ich zum ersten Mal in den Ferien im Hochschwarzwald, genauer: in Häusern, nicht weit weg vom Schluchsee. Es war ein Ferienlager der Rastatter Naturfreunde und die Vorbereitung des Aufenthalts führten ganz nebenbei dazu, dass meine Mutter einen früheren Bekannten kennen lernte, der das Lager organisierte. Ein Jahr später waren beide miteinander verheiratet.
Ende der 80er Jahre lernte ich dann das Peterle kennen, damals mehr Café als Hotel, und danach bin ich regelmäßig, d.h. einmal im Jahr, manchmal sogar zweimal ins Feldberggebiet gefahren um Urlaub zu machen oder, im Frühjahr, in Ruhe meine Abiturarbeiten korrigieren zu können. Heute bekomme ich als "Altkunde" sogar einen Rabatt bei den Aufenthalten.
Mit den Jahren wurde ich unmittelbar Zeuge, wie sich das Peterle von einem Vesperkaffee für Wanderer zu einem Hotel mit anspruchsvoller Küche entwickelte - und jeden Schritt machte ich bis heute mit. Ich habe es noch nie bereut.
Dieses Jahr habe ich mir mit Sabine zwei Ziele ausgesucht, die ich noch nie erlaufen habe: Den Belchensteig, der zu den schönsten deutschen Wanderwegen zählt, und in Verbindung mit dem Heidegger Weg die Todtnauer Wasserfälle. Beide Wanderungen waren ein voller Erfolg, auch deshalb, weil wir vier wunderbar sonnige Tage erwischt hatten.
Zwei Wege - eine Kuriosität
In der näheren Umgebung unseres Urlaubsortes gibt es den oben erwähnten Martin-Heidegger-Rundweg und den Schlageterweg, der von Aha nach Schluchsee-Ort führt. Wer Heidegger war, dürfte bekannt sein und seine zeitweilige Affinität zum Nationalsozialismus ebenfalls. Wer aber war Schlageter?Man könnte vermuten, der Weg wurde nach Albert Leo Schlageter benannt, einem Säulenheiligen der NSDAP. Viele Straßen im Deutschland der dreißiger Jahren führten seinen Namen. Schlageter verübte 1923 mehrere Sprengstoffanschläge gegen die französische Ruhrbesetzung und wurde für seine Taten von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er galt danach vor allem den Nationalsozialisten, aber auch einigen Nationalkonservativen als Märtyrer. Und diesem Mann soll mit einem Wanderweg gedacht werden?
Vermutlich nicht, denn in Schluchsee und rundherum gibt es heute noch viele Schlageters, die mit dem Albert Leo Schlageter wohl nur entfernt etwas zu tun haben.
Aber: Der berühmt-berüchtigte Nazi-Heilige Schlageter stammte aus Schönau im Schwarzwald; ca. 14 km von Todtnauberg und dem Ferienhaus von Heidegger entfernt, womit sich der Kreis dann doch wieder auf merkwürdige Weise schließt. Deutsche Geschichte eben.
Was man sonst noch so im Schwarzwald erleben kann, habe ich hier berichtet: Mein Freund der Biber.
Nachtrag März 2022
Es ist alles doch verwickelter, als ich ursprünglich dachte, denn es gibt eine Verbindung zwischen Heidegger und dem Naziheiligen Leo Schlageter. Beide besuchten, kirchlich gefördert, das Humanistische Gymnasium Konstanz, das heutige Heinrich-Suso-Gymnasium und beide wohnten in während dieser Zeit im Konradihaus in Konstanz. Allerdings war Heidegger fünf Jahre älter als Schlageter, und so dürften sie sich kaum bewusst begegnet sein.
Nachtrag
Seit dem 3. Juni 2021 kann ich wieder mein Stammcafé, die Linie 3 in Bessungen, besuchen und mich auch drinnen bedienen lassen.
Seit dem 9. Juni ist in Darmstadts Innenstadt die Maskenpflicht aufgehoben. Wir gehen goldenen Zeiten entgegen, zumindest bis zum Herbst.